Chronik

“ Wer seine Freizeit mit (Dampf-) Pflügen verbringt, ist auch ein guter Staatsbürger. Es ist unser aller Nutzen, wenn wir das Bäuerliche in unserer Gesellschaft erhalten oder gar neu entdecken. “ (… ein Politiker …)

Völlig nüchtern betrachtet hat Max Eyth mit der Stadt Kirchheim unter Teck eigentlich herzlich wenig zu tun, abgesehen davon natürlich, dass der berühmte “Dichter-Ingenieur”, das schwäbische Multitalent, am 06. Mai 1836 in der Teckstadt zur Welt gekommen ist.

Und abgesehen davon natürlich, dass sein Jubiläum zum 150. Geburtstag dazu beigetragen hat, das Fowlersche Dampfpfluglokomobil Nr. 12137 aus seinem `Dornröschenschlaf´ zu erwecken.

Als 1967 die Firma Rau in Weilheim/Teck den Fowlerschen Dampfpflug-Satz erwarb, und die Lokomobile Nr. 12137 dem Landkreis Esslingen bzw. der Max-Eyth-Schule in Kirchheim schenkte, dachte noch niemand daran diesem ruhenden Stahlkoloss jemals wieder bei der Arbeit zuschauen zu können.

Zur Ehrung Max Eyths, dem Gründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, wurde die Dampflokomobile Nr. 12137 von Richard Planitz 1986 restauriert. Viel Überzeugungsarbeit war vonnöten, bis sich einige “Sponsoren” bereit erklärten, die Restaurierung zu finanzieren. Damit war aber über den Erfolg der Bemühungen noch nichts gesagt, zumal der lange und harte Winter 1985/1986 die Reparaturen immer weiter verzögerte. Richard Planitz aber blieb guten Mutes, nicht zuletzt weil es ihm gelungen war, den Städtischen Bauhof für die Sache zu begeistern. Zusammen ging man nun daran, durchgerostete Kesselteile und im Laufe der Zeit verschwundene Armaturen von Hand nachzuarbeiten. Ersatzteile vom Lager sind für solche Maschinen bekanntlich nicht verfügbar.

Dipl. Ing. Rupert Neukirch vom TÜV Stuttgart staunte nicht schlecht, als er den Auftrag erhielt eine Dampfpflug-Lokomobile abzunehmen. Doch der `Funke´ sprang auch auf ihn über. Ganz tief hatte er in den Formularen suchen müssen, ehe er ein Muster eines Kesselbuches aus dem Jahre 1906(!) ausfindig machen konnte. Dann aber war es soweit. Der Sachverständige erteilte Richard Planitz und der Kirchheimer Lokomobile quasi von Amts wegen die gewünschte “Bescheinigung über die Abnahmeuntersuchung eines beweglichen Dampfkessels”. Heizprobe! Mit viel Getöse, hellen Pfiffen, weißen Wasserdampfschwaden und fettig-schwarzem Kohlenqualm wurde die erste `Wiederbelebung´ gefeiert.

Es hat seit dem vielerlei Arten von Bewährungsproben gegeben; nicht nur um immer wieder aufs Neue die gewaltige Kraft des Dampfes zu studieren, sondern auch die Bevölkerung mit einer nicht wiederkehrenden Technik zu begeistern.

Die Teilnahme am Haft- ond Hokafescht in Kirchheim, gestaltet sich jedes Jahr zu einem Genuss – für Teilnehmer und Publikum.

Zum Beispiel im französischen Elsass 1989, als Nr. 12137 zum Dampfdreschen eingesetzt wird.

Oder die jährliche Teilnahme am Lanz und Bulldog Treffen in Seifertshofen, wo seit Sept. 1997 auch mit dem eigenen 4-Schar-Kipp-Pflug gearbeitet wird.

Ein Auftritt beim Bergwerk-Jubiläum in Aalen sorgte 1998 für staunende Zuschauer, als anstatt einen Pflug zu ziehen, stattdessen Minen-Loren am Drahtseil befestigt wurden. Selbige wurden mehrere Male hin und her gezogen um zu demonstrieren, wie eine hier früher stationäre Dampfmaschine die Loren aus dem Schacht gezogen hatte.

Internationale Kontakte wurden im Mai 1998, zum ersten Mal mit englischen Dampffreunden geknüpft. Und im Oktober desselben Jahres, weilte eine Vereinsdelegation, anlässlich der National Steam Plough Convention in Mittelengland bei York, um über 20 Dampfpflug-Sätze zu bestaunen und den Maschinisten über die Schulter zu schauen.

Um die Zusammenführung des komplett erhaltenen Dampfpflug-Satzes Nr. 12136/12137 von Fowler, nebst 4-Schar-Kipp-Pflug von Kemna und Grubber von Heucke, zu ermöglichen, und dessen Besitz neu zu regeln wurde am 06.Mai 1997, dem 161. Geburtstag von Max Eyth der Verein “Historische Dampftechnik Kirchheim unter Teck e. V.” gegründet. Und welcher Ort hätte besser gepasst als das Geburtshaus von Max Eyth in Kirchheim ?!

Nach der Gründung und der offiziellen Eintragung des Vereins, erwarb der Landkreis Esslingen die restlichen Satzteile, welche nun auf dem Außengelände der Werkstatt der Max-Eyth-Schule in der Bosch Str. zu bestaunen sind.

Hier werden zur Zeit mit Hochdruck die Restaurierungsarbeiten an der Lokomobile 12136 ausgeführt, so wie auch die anderen notwendigen Erhaltungsmaßnahmen an den Gerätschaften vorgenommen.

Zielsetzung ist es, die Lokomobile 12136 wieder einsatz – und fahrbereit herzustellen, sowie letztendlich den gesamten Dampfpflug-Satz in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Besonders erwähnt werden muss der Verein der Freunde und Förderer der Max-Eyth-Schule Kirchheim/Teck. e.V., der es mit seiner finanziellen Unterstützung ermöglicht, die nötigen Restaurierungsarbeiten an den Lokomobilen durchzuführen. Dafür herzlichen Dank.

Nicht weniger liebevoll wird eine Zettelmeyer Dampfwalze, Bj. 1934, die im Besitz der Stadt Kirchheim ist, gehegt und gepflegt. Sie wurde 1987 betriebsfähig restauriert, und hat seither landauf und landab bei zahlreichen Veranstaltungen mitgewirkt. Ihr hervorragender Zustand und eine unlängst durchgeführte Neulackierung, versetzt selbst hartgesottene Zeitgenossen in helle Begeisterung. Zu einem wahren Triumphzug gestaltete sich die Teilnahme der Dampfwalze am Festzug der FFW Kirchheim im Juni 1999, anlässlich des 150. jährigen Jubiläums. Tosender Beifall und Bravorufe waren nicht zu überhören.

Ein ganz herzlicher Dank gebührt der Kirchheimer Stadtverwaltung, sowie der Leitung des städtischen Bauhofes, für die seit vielen Jahren problemlose und sehr angenehme Zusammenarbeit.

Auch den Vereinsmitgliedern, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz in ihrer Freizeit dazu beitragen, dass einmal der Tag der Jahrtausendfurche kommt, möchten wir hier auf diesem Wege Dank für die bisherige Leistung aussprechen.